Christian Riege, SVP Software Development spricht im Interview über agile Unternehmenskultur, die Vorteile von Open Source und eine Grundeinstellung, bei der „der Mensch im Mittelpunkt“ steht.

Christian, du bist seit 1987 bei Riege Software tätig. Was sind deine bisher wichtigsten Lektionen?

Einfachheit bedeutet „Beherrschung“ und daraus ergibt sich die nächste Lektion: „Teile und herrsche“. Das bedeutet: Probleme sollten in Teilprobleme zerlegt werden, bis man jede einzelne Komponente verstehen kann. Nur so lässt sich eine adäquate Lösung finden. Der Computer dient dabei als Werkzeug, er ist nicht die Lösung.

„Digital Logistics with a Human Heart“ – Das ist euer Leitsatz. Warum ist es Riege wichtig, den Menschen in den Mittelpunkt aller unternehmerischen Handlungen zu stellen?

Unsere Mitarbeiter:innen, Partner:innen und Kund:innen sind Menschen. Es geht darum, den Menschen in einer immer digitaler werdenden Welt nicht aus dem Blickfeld zu verlieren. Wir wollen menschliche Arbeitsbedingungen für unsere weltweiten Mitarbeiter:innen, wir wollen von Mensch-zu-Mensch mit Geschäftspartner:innen kommunizieren und wir wollen unseren Kund:innen ein menschengerechtes Arbeitsumfeld ermöglichen.

Software im B2B-Umfeld zeichnet sich häufig dadurch aus, dass sie auf die Entscheider:innen und nicht auf die Benutzer:innen zugeschnitten ist. Wir sehen das grundsätzlich anders: Benutzer:innen setzen sich jeden Arbeitstag mit der Software auseinander – es sollte für sie ein mindestens gleichwertiges, wenn nicht sogar „besseres“ Erlebnis sein.

Du warst mitverantwortlich für die Einführung agiler Managementstrukturen bei Riege. Wie würdest du eure Mission in deinen Worten beschreiben?

Meiner Ansicht nach ist die Mission des Managements, unsere Mitarbeiter:innen zu befähigen, Entscheidungen im Team oder auch individuell zu treffen. Und sich auch als Team für die Ergebnisse verantwortlich zu fühlen, Erfolge zu feiern und aus den Fehlern zu lernen. Wir geben „von oben“ lediglich eine Strategie vor. Wie diese dann konkret umgesetzt wird, obliegt den einzelnen Teams. Und wir sehen es als unsere Aufgabe an „von unten“ eine Basis zu schaffen, auf der die Teams diese Strategie erfolgreich umsetzen können.

Was macht für dich eine gute Unternehmenskultur aus?

Da kann ich auf unsere Kernwerte Respekt, Integrität, und Nachhaltigkeit verweisen. Vertrauen finde ich auch extrem wichtig, aber das ergibt sich aus den obigen Werten automatisch.

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V.l.n.r. Christian, Benjamin und Tobias Riege

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Die Jury beim IATA Hackathon 2022 in Amsterdam

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Christian Riege als Sprecher beim Kundenevent Inside Scope

Wie ist eure Engineering Strategy bei der Weiterentwicklung von Scope?

Wir werden Scope nicht von Grund auf neu erfinden können. Und das wollen wir auch gar nicht. Wir, und auch unsere Kund:innen, kennen die Stärken und auch Schwächen von Scope sehr gut. Wir haben eine sehr klare Vorstellung davon, wohin sich Scope in den nächsten Jahren entwickeln soll und wird. Wichtige Schlagworte, die eine Richtung andeuten, sind zum Beispiel „Cloud“, „Mobile First“ und „Services“.

Strategisch gehen wir das an, indem wir aus dem großen Marmorblock Scope Stück für Stück Steinchen herauslösen und diese moderner, stabiler und skalierbarer auf einem neuen Sockel (der Cloud) aufbauen.

Im letzten Jahr hat Riege den ONEverter entwickelt, ein Open-Source-Tool, das die Konvertierung von Daten aus dem IATA Cargo-XML-Format in ONE Record JSON ermöglicht. Wo siehst du Vorteile von Open Source?

Open Source ist kein Allheilmittel: Software wird nicht automatisch dadurch besser, wenn sie quelloffen verfügbar ist. Wo Open Source aber wirklich hilft – und das ist auch einer der Gründe, warum der ONEverter unter einer Open-Source-Lizenz veröffentlicht wurde – ist, die Diskussion über offene Standards auf einer technischen Ebene zu versachlichen, zu vertiefen, und gleichzeitig zu vereinfachen.

Es ist eine Sache, wenn eine Institution – wie zum Beispiel die IATA – Standards in Textform festlegt. Aber erst die digitale Manifestation dieses Standards in einem Stück Software erweckt den Standard zum Leben. Eine quelloffene Implementierung der Software erlaubt eine Diskussion über Organisationen hinweg, und das ohne politische Stolpersteine.

Wird neben der Offenheit des Quellcodes auch noch eine entsprechende „freizügige Open-Source-Lizenz“ gewählt, wird es für eine interessierte Partei sehr einfach und günstig, diesen Standard in ihren eigenen Systemen zu adaptieren. Diese Lizenzen erlauben die Wiederverwendung der Open-Source-Software in proprietären Systemen.

Welche Trends im Bereich Digitalisierung siehst du in den nächsten Jahren auf die Logistikbranche zukommen und welche Hürden gilt es beim digitalen Wandel zu überwinden?

Die Hürden sind meiner Meinung nach seit 30 Jahren mehr oder weniger unverändert: Wie tauschen Unternehmen einfach und günstig Daten miteinander aus?

Immerhin unterhalten wir uns heute nicht mehr über grundlegende Techniken. Es ist mittlerweile klar, dass die Unternehmen über das Internet vernetzt sind und dieses für den Datenaustausch nutzen. Aber dann wird es auch schon schwammig und eine neue Diskussion über Übertragungsprotokolle usw. entfacht. Dabei ist das kein streitbarer Punkt, denn heutzutage läuft alles, was ernst genommen werden will, über HTTP und APIs.

Auch eine API muss standardisiert werden: ansonsten wächst die Komplexität Systeme miteinander zu verbinden exponentiell. Deswegen investieren wir auch so viele Ressourcen in ONE Record. Hier wird von der Protokollebene über die API bis hin zu den transportierten Daten alles standardisiert. Dieser Ansatz ist neu – bisher wurde immer nur über einen Teilaspekt geredet.

Was würdest du Entwickler:innen mitgeben, die sich bei Riege bewerben?

Seid offen. Schaut zu. Lernt.

Zeigt Interesse, nicht nur an der Software, sondern gerade auch an den Menschen, die mit eurer Software arbeiten müssen. Wenn ihr diesen Menschen helft, ihren Arbeitsalltag ein bisschen einfacher, ein bisschen freundlicher, ein bisschen besser zu machen, werdet ihr ewige Dankbarkeit ernten.

Aber auch: Hinterfragt, kritisiert konstruktiv, fragt „dumme“ Fragen. Warum macht ihr das so? Warum macht die:der Benutzer:in das so? Geht das nicht anders? Warum probieren wir nicht einmal etwas anderes?

Unsere Unternehmenswerte, Stimmen von echten Mitarbeiter:innen und noch mehr Gründe, bei Riege zu arbeiten, gibt es hier: Karriere bei Riege.

Digitale Logistik mit dem Menschen im Mittelpunkt