Warenverkehrssysteme der Zukunft
Wie die Digitalisierung das Zollwesen bestimmt
Im einheitlichen europäischen Zollgebiet sind elektronische Zollsysteme bereits weit verbreitet. Die wichtigsten Prozesse in der Frachtabwicklung sind heute schon flächendeckend digitalisiert und dank des Einsatzes digitaler Tools im Tagesgeschäft auch optimiert. Transportaufträge lassen sich mithilfe von Transport Management Software einfach und effektiv erstellen, Routen anhand von verfügbaren Kapazitäten und mit Blick auf Nachhaltigkeit planen, Warenlager organisieren, Nachrichten zwischen Airlines austauschen und Packstücke von der ersten bis zur letzten Meile nachverfolgen. Um Lieferketten nicht stagnieren zu lassen, sollten moderne Zollsysteme möglichst vollständig digital, papierlos und mit geringem Zeitaufwand funktionieren. Das jüngste Beispiel aus Deutschland: Die Fachanwendung IMPOST für die Importabfertigung von Post- und Kuriersendungen mit einem Warenwert von weniger als 150 €, die seit 2022 im ATLAS-Verfahren angewendet wird.
In diesem Beitrag betrachten wir die voranschreitende Digitalisierung der unterschiedlichen Versandverfahren im europäischen Raum am Beispiel der drei grössten europäischen IT-Systeme für Warenein- und Ausfuhr: Die deutsche IT-Anwendung ATLAS, das Schweizer Pendant PASSAR und das niederländische Warenverkehrssystem DMS und zeigen, wie eine integrierte Zollsoftware dabei unterstützen kann, Versandverfahren im grenzüberschreitenden Verkehr zu beschleunigen.
Zoll- und Handling Agenten profitieren
Bei der elektronischen Abfertigung von Versandverfahren greifen viele Speditionen und Zollagent:innen auf eine Zollsoftware zurück, die Anmeldeverfahren automatisiert und über Schnittstellen mit den gängigsten Warenverkehrssystemen Daten austauscht. Der Einsatz einer solchen Zollsoftware kann nicht nur die Anmeldeverfahren beschleunigen, häufig vereinfacht das System selbst die Dateneingabe und hilft bei der Suche nach der richtigen Zolltarifnummer. Doch wie sieht es auf Ebene der Finanzbehörden aus? Durch den Einsatz neuer, leistungsfähigerer IT-Systeme bieten viele europäische Zollverwaltungen bereits heute eine Möglichkeit, Prozesse und Verfahren digital abzufertigen. Zeit ist im Transportgeschäft bekanntermaßen ein Kostenfaktor und wirkt sich dadurch direkt auf die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen aus. Daher mussten sich alle europäischen Zollbehörden dem Digitalisierungstrend anpassen und ihre Warenverkehrssysteme auf Zukunft programmieren. Das zeigt Wirkung: Besonders in Pandemiezeiten hat sich die neue IT-Infrastruktur der Zolldienststellen bewährt. Dank digitalisierter Verfahren in der Einfuhr, konnten schon früh in der Pandemie zum Beispiel Masken und andere Hilfsgüter beschleunigt abgefertigt und der Bevölkerung schnell zugänglich gemacht werden. Die Komplexität europäischer Zollverfahren erhebt jedoch einen hohen Anspruch an einzusetzende Zollsoftware. Drei dieser Beispiele schauen wir uns im Folgenden genauer an.
Das Automatisierte Tarif- und Lokale Zollabwicklungssystem (ATLAS)
ATLAS ist eine moderne und hochkomplexe IT-Systemlandschaft für die automatisierte Zollabfertigung in Deutschland. Sie bildet Prozesse der grenzüberschreitenden Warenwirtschaft elektronisch ab – von der Einfuhr über die Lagerung bis zur Ausfuhr. Auch die bis zu 500 rechtlichen Vorschriften und Regelungen aus internationalen Handelsabkommen, die bei der Abfertigung von Waren im internationalen Handel greifen, werden in ATLAS berücksichtigt. Etwa ein Viertel der EU-Zolleinnahmen, die durch den deutschen Zoll jährlich eingenommen werden, kommen aus ATLAS.
Das System basiert auf einer modernen Architektur: So werden Nachrichten an den Zoll im XML-Format erstellt und versendet. ATLAS beinhaltet darüber hinaus Schnittstellen zu deutschen Behörden und den Zollbehörden anderer EU-Länder. Damit erfüllt das IT-System alle Voraussetzungen für die weitgehend automatisierte Abfertigung und Überwachung des grenzüberschreitenden Warenverkehrs in Deutschland. Die ATLAS Anwendung ermöglicht die Anmeldung in folgenden Verfahren:
- Einfuhr
- Ausfuhr
- Versand
- Eingangs-SumA
- Vorübergehende Verwahrung
- Zollager
- Veredelungsverkehre
- eCommerce-Anmeldungen (Importabfertigung von Post- und Kuriersendungen bis 150 €)
Außerdem beinhaltet ATLAS Auskunftsanwendungen zum elektronischen Zolltarif (EZT) und die Anwendung ZELOS für den elektronischen Dokumentenaustausch (Anforderung von Unterlagen und Stellungnahmen).
Vereinfachte Anmeldung an der Schweizer Grenze mit PASSAR
PASSAR ist die Bezeichnung des neuen Warenverkehrssystems des Schweizer Bundesamtes für Zoll und Grenzsicherheit für die digitale Abwicklung von Zollverfahren. Es soll am 1. Juni 2023 in Betrieb genommen werden und die heutigen Frachtanwendungen NCTS und e-dec schrittweise ablösen. Standardisierte Prozesse sollen dabei den administrativen Aufwand und den Einsatz von Papier an der Grenze reduzieren. Doch was ist neu an PASSAR und warum ist es den bisherigen Anwendungen e-dec und NCTS überlegen? Die wichtigste Neuerung, die PASSAR mit sich bringt, betrifft den Transportprozess: Zu versendende Waren können bereits lange vor dem eigentlichen Transport beim Zollsystem angemeldet werden. Damit werden sie bekannt gemacht. Eine eventuell beabsichtigte Revision kann zollseitig ebenfalls festgelegt werden.
Diese Warenanmeldungen werden bei der Durch- und Ausfuhr anschliessend in eine Transportanmeldung mittels ihrer Registriernummer integriert. Die Transportanmeldung enthält zusätzliche Angaben zum Transportmittel für den Grenzübertritt. Die Referenzierung ermöglicht somit eine automatisierte „Aktivierung“ aller Warenanmeldungen bei Ankunft an der Grenze. Zu diesem Zeitpunkt werden vorab getätigte Entscheidungen wirksam und gegebenenfalls dem Fahrer direkt mitgeteilt. Falls keine Intervention vorgesehen ist, kann der LKW einfach weiterfahren. Die Aktivierung kann nicht nur vom Büro des Spediteurs aus erfolgen. Der Schweizer Zoll stellt hierfür eine Mobile App für die Fahrer zur Verfügung. An den großen Grenzzollstellen ist eine Kennzeichenerkennung installiert, die ebenfalls automatisch die Warenanmeldungen aktivieren kann.
Lange Wartezeiten und komplizierte Anmeldeverfahren mit vielen Papierdokumenten bei den Grenzprozessen sollen damit der Vergangenheit angehören.
Unionszollkodex als Grundlage für DMS
Um die niederländischen Zollsysteme mit dem Unionszollkodex (UZK) in Einklang zu bringen, hat die niederländische Regierung im Jahr 2022 die Einführung eines neuen Warenverkehrssystems namens „Douaneaangiften Management Systeem“ (kurz DMS) beschlossen. DMS ersetzt das bisherige Warenverkehrssystem AGS sowie die Verfahrensweise für periodische Anmeldungen (GPA/SPA) und deckt gleichzeitig die bestehenden Verfahren zur Überführung von Waren in ein Zolllager ab. Die Pilotphase in diesem Projekt ist bereits abgeschlossen, ab dem 01. Dezember 2023 sollen alle Zollanmeldungen an der niederländischen Grenze und in den Häfen ausschliesslich über DMS stattfinden. Die Umstellung auf ein moderneres Warenverkehrssystem erforderte technologiegetriebene Prozesse, die mit hoch automatisierten Echtzeit-Meldungen umgehen können. Dieser Forderung ist der niederländische Zoll mit der Einführung des neuen Warenverkehrssystems nun nachgekommen.
Zollsoftware unterstützt systemübergreifend
Zwar gehören im einheitlichen Zollgebiet der Europäischen Union elektronische Zollsysteme schon zum Regelfall, bei der Auswahl an unterschiedlichen IT-Systemen der europäischen Zollbehörden und einer Vielzahl an Prozessen verlieren viele Unternehmen schnell den Überblick. Hier unterstützt eine Zollsoftware wie Scope: Durch Integration der wichtigsten europäischen IT-Zollverfahren können Zollagenturen oder Handlingagenten ihren Auftraggebern einen Rundum-Service bei den Zollanmeldungen bieten. Mit Scope lassen sich Zollanmeldungen anhand hinterlegter Vorlagen in Sekunden erfassen. Über ein globales Suchfeld kann Scope eine Vielzahl an Suchbegriffen modulübergreifend schnell finden (z.B. eine Speditionssendung mit allen ihren dazu gehörenden Zollanmeldungen). Zusätzlich prüft Scope Stammdaten wie Dienststellen-Nummern, EORIs oder den DPL-Status von Parteien automatisch im Hintergrund. Die Interaktion mit Behörden und Zollvertretern erfolgt über digitale Schnittstellen der Anwendung. Kunden, die im deutsch-schweizer Grenzgebiet aktiv sind, können Daten aus ATLAS AES direkt an e-dec Import und von e-dec Export an ATLAS Import übergeben. Das spart Zeit und sorgt für eine reibungslose Abwicklung der Zollverfahren. Scope beschleunigt bereits heute das Im- und Exportgeschäft durch Prüfung auf Plausibilität und Vollständigkeit der Anmeldungen und Konsolidierung aller Nachrichten vom Zoll in nur einem System.
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